Mit Herrn WP StB Jens Hagemann kommt heute ein Kollege zu Wort, der sich (mit seinem WP-Partner Andreas van Riesen) seit seinem Eintritt 2014 ehrenamtlich in wp-net engagiert. Mit 4249 Stimmen wurde Jens Hagemann 2022 wieder in den Beirat der Wirtschaftsprüferkammer gewählt. Einen Platz im Vorstand der WPK gab es trotz dieser hohen Stimmenzahl wegen der Ausgrenzungspolitik der IDW-Dörschell- und Big4-Listen nicht. Dies, obwohl die WP-Gschrei-Liste 40 % der Wählerstimmen erhalten hatte.
Diesen Machtmissbrauch, die Kammersatzung nach Gutsherrenart auszulegen, hat Jens Hagemann zu einem offenen Brief bewogen. Er bringt darin seine Gedanken über die ehrenamtliche Tätigkeit (auch bei wp-net e.V.) zu Papier. Seine und weitere Gedanken des wp-net Vorstands zum Umgang miteinander im Wirtschaftsprüferberuf präsentieren wir in einem offenen Brief an den Wirtschaftsminister, Herrn Dr. Robert Habeck.
Wir wünschen Ihnen nachdenkliche Gedanken beim Lesen des Hagemann-Textes und unseres Briefes an den Minister und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen!
Hallo Herr Dr. Habeck, warum soll man sich noch ehrenamtlich engagieren?
von Jens Hagemann
Mitglied im WPK-Beirat und Mitglied im Vorstand bei wp-net e.V.
Bürgerschaftliches Engagement ist das freiwillige und unentgeltliche Engagement von Bürgern. Im Gegensatz zum hoheitlichen Handeln der Verwaltung oder des Staates nehmen in Deutschland zig. Millionen Bürger gemeinwohlorientierte Projekte selbst in die Hand.
Die Mitglieder des wp-net e.V. Vorstands sind, neben dem hauptberuflich selbstständigen geschäftsführenden Vorstand, ehrenamtlich tätig. Nicht nur ich, sondern Tausende wp-net-Wähler halten die Ausgrenzung aus dem WPK-Vorstand durch den vormaligen und auch durch den neuen WPK-Präsidenten für Machtmissbrauch durch Missachtung der WPK-Satzung. Nach der misslungenen Vorstandsbesetzung ohne Mitglieder des kritischen Mittelstandes stellt sich für mich die Frage: Warum tun wir – als wp-net e.V. Vorstand – uns das an?
Der Wirtschaftsprüfermarkt ist seit längerem einem extrem ungesunden Konzentrationsprozess ausgesetzt. Die Abschlussprüfung wurde Teil des profitableren Beratungsgeschäfts. Big4, die nachfolgenden Next 10 und andere Profiteure (Big4 & Friends genannt) haben kein Interesse, daran etwas zu ändern.
Der Konzentrationsprozess geht einher mit einem zunehmend stärkeren Einfluss der Big4 auf Politik und öffentliche Verwaltung. Von 2015 bis 2020 kassierten Big4-Berater 400 Mio. EUR Honorare von der Bundesregierung (Handelsblatt vom 20.09.2020). Wir haben erlebt, wie Vorhaben von wp-net e.V. mit Briefen an unseren ehemaligen Wirtschaftsminister torpediert wurden.
Der Beruf des Wirtschaftsprüfers ist untrennbar mit der Berufspflicht „Unabhängigkeit“ verbunden. Die Unabhängigkeit und damit auch der Berufsstand ist bei der Erfüllung seiner hoheitlichen Aufgaben durch diesen Konzentrationsprozess gefährdet. Ein Beispiel: Die geplante Aufweichung der Kapitalbindungsvorschriften für WP-Gesellschaften. Dieser schleichenden Erosion gilt es entgegenzuwirken. Auch dafür steht wp-net e.V.!
Wir als kritischer WP-Mittelstand müssen uns endlich mehr Gehör in der Politik in Berlin und Brüssel verschaffen! wp-net e.V. hat daher eine neue Politik-Offensive gestartet und zunächst einen ersten offenen Brief an unseren Wirtschaftsminister versandt. Diesen finden Sie hier.
Wir müssen eine starke Gemeinschaft bilden und leben! Werden Sie – wenn Sie es noch nicht sind – Mitglied im wp-net e.V. und werben Sie andere Mitglieder, damit wir mit starker Stimme in der Politik gehört werden. Den Aufnahmeantrag finden Sie hier.
Ich grüße Sie herzlich
Jens Hagemann
Wirtschaftsprüfer bei der GAAP in Berlin
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