wp.weekly: Was steckt hinter der Mittelstandesinitiative des IDW?
Mittelstandsinitiative
Datum: 16.12.2022

Das IDW hatte am 13.12.2022 zu einem Online-Treffen eingeladen. Dabei handelte es sich um eine „Dialog-Plattform„, bei der es im Format der “Diskussion“ (Fachgespräch), um einen Austausch von Fragestellungen, Ideen und Lösungen von Mittelständlern für Mittelständler gehen sollte. 

Die KMU-Skalierungsgeschichte scheint sich zu wiederholen! 

Das Marketing für die KMU-PS ist hierbei anscheinend nur Mittel für einen bestimmten Zweck. Welchen? Darüber hat sich unser Berliner Kollege und AK-Leiter der WPV-Mittelstand, Herr WP Roland Kruse-Kraft, Gedanken gemacht.

Mich erinnert diese IDW-Strategie an das Jahr 2003. Nach der Gründung des WP-Mittelstands-Fördervereins (WPMV) im Dez. 2002 griff das IDW den Ärger über die IDW PS auf und stellte dem Berufsstand einen Prüfungshinweis „Anwendung der IDW Prüfungsstandards auf die Abschlussprüfung kleiner und mittelgroßer Unternehmen“ in Aussicht. Im April 2003 löste sich der WPMV wieder auf und gleich danach beendete das IDW das gerade erst begonnene Skalierungsprojekt. Über den Entwurfsstand Stand 20.03.2003 kam das Projekt nicht hinaus. 

Ich wünsche Ihnen mit dem heutigen wp-weekly einige erhellende Minuten.

wp.weekly


Vae victis (“Wehe den Besiegten”)

Die sogenannte “Mittelstandesinitiative des IDW”

von Roland Kruse-Kraft
Mitglied bei wp-net e.V.

Zunächst hatte ich nur beiläufig zur Kenntnis genommen, dass sich (kurz vor den Beiratswahlen 2022) das IDW mit seiner sog. „Mittelstandesinitiative“ schmücken wollte. Ausweislich der Einladung handelte es sich dabei um ein Treffen, in dem die Mittelständler in knapp 2 Std. online selbst sagen sollten, was sie von der Berufspolitik erwarten (Laissez faire).

Das IDW machte lediglich die Moderation und schmückte sich dann vor den Wahlen werbewirksam damit, „auch etwas für den Mittelstand“ zu tun. 

Alter Wein in neuen Schläuchen!

Nach dieser öffentlichkeitswirksamen Vorarbeit war der Berufsstand für den Einsatz der IDW PS KMU  1-9 und der IDW QMS 1 vorbereitet. Nicht realisiert scheint das IDW zu haben, dass die mit diesen „neuen“ IDW-Prüfungsstandards angesprochenen Fragen der Berufsausübung ja schon durch die umfangreichen weltweiten Skalierungshinweise in den ISA selbst und damit auch für Deutschland(!) schon hinreichend geregelt sind (vgl. Hinweise der WPK zur skalierten Prüfungsdurchführung auf Grundlage der ISA vom 21. Juni 2012(!), vom Beirat am 06.07.2012 zugestimmt).

„Frechheit siegt“

In diesem Zusammenhang behauptet das IDW in gewohnt arroganter Machtanmaßung, die alleinige Interessenvertretung der deutschen WPs zu sein, um dann den unabhängigen deutschen Abschlussprüfern die Form und den Inhalt ihrer Berufsausübung mit vom IDW gesetzten „Standards“ vorzuschreiben.

Im Online-Workshop am 13.12.2022 habe ich dann erlebt, wie das IDW versucht, einen Arbeitskreis kleiner und mittelständischer Praxen ins Leben zu rufen. Dabei wird den Kolleginnen und Kollegen außer der organisatorischen Unterstützung keinerlei Hilfestellung durch die Facharbeit des IDW gewährt – frei nach dem Motto: Kollegen fragen, Kollegen antworten und das IDW schaut vom Rand aus zu. 

Und dafür haben wir Teilnehmer 2 Stunden unproduktive Arbeitszeit eingesetzt!

Berufspolitische Bewertung

Im Ergebnis bereitet das IDW mit derartigen öffentlichkeitswirksamen „Veranstaltungen“ die Verdrängung von wp-net e.V. aus der Berufs-Öffentlichkeit vor. 

Kollegin Sack, die in 2024 zur Vorstandssprecherin des IDW aufsteigen will, hat es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, den Berufsstand von wp-net e.V., als die wirkliche Interessenvertretung der kleinen und mittelständischen WP-Praxen und als stärkste verbandspolitische Kraft (40 % der Wählerstimmen bei der Beiratswahl 2022), abzulenken. 

Auch auf einer anderen Ebene, z.B. bei der Fortbildung der PfQK durch Kommissionsmitglieder, wird wp-net e.V. vom Kollegen Hug aggressiv und sachfremd attackiert. Wie sich dieses mit der Neutralität der Mitglieder der KfQK verträgt, ist eine ganz andere Frage. Für mich bedeutet diese Strategie: Man will dem Berufsstand klarmachen, dass die Nähe zu wp-net e.V. in der WPK „nicht gern gesehen wird“. 

Einen Ausblick wagen

Im „Doppelpass-Spiel“ mit dem, vom IDW beherrschten Vorstand der WPK, werden diese unkollegialen Angriffe die nächsten 4 Jahre so weitergehen – das IDW und seine Vertreter in der WPK werden jede Möglichkeit nutzen, wp-net e.V. zu schwächen und dessen Vertreter einzuschüchtern.

Wir fordern deswegen das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf, dafür zu sorgen, dass die Spielregeln eingehalten werden – sonst vae victis!

Wie schon im gallischen Krieg gilt auch heute, dass diejenigen, die im Kampf besiegt werden, ihren Eroberern völlig ausgeliefert sind und keine Nachsicht erwarten können. In dieser Logik findet für mich jetzt die Verdrängung der kleinen und mittleren WP-Praxen durch das IDW und die ihn tragenden WP-Konzerne statt.

Wie bei den diversen „Bilanz- und Prüfungsskandalen“ der jüngsten Vergangenheit geschehen, gefährdet die Monopolbildung auf dem Markt für Abschlussprüfungen den Kapitalmarkt und die Existenz der deutschen mittelständischen Wirtschaft, die sich derzeit noch auf ihre engagierten und mit „Augenmaß“ arbeitenden Abschlussprüfer verlassen kann. 

Was bedeutet dieses monopolistische Handeln für die Wirtschaft?

Vgl. dazu auch Hans-Jürgen Jakobs, Das Monopol im 21. Jh., S.242-250. Wenn der Markt für Abschlussprüfungen oligopolistisch, eher schon monopolistisch ist, weil von den vier internationalen WP-Konzernen beherrscht, hilft nur noch eine stringente Regulierung, nach dem Vorbild der USA. Die kleine Kontrollstelle APAS ist bis heute meiner Meinung nach völlig überfordert.

Vor diesem Hintergrund ist die strategische Entscheidung des Vorstands von wp-net e.V., den direkten Kontakt zur Wirtschaftspolitik zu verstärken und dort vor dieser Entwicklung zu warnen, folgerichtig und im Interesse eines stabilen „Wirtschaftsstandortes Deutschland“.

Mit dieser Strategie werden wir das Vermächtnis unseres engagierten Kollegen Tobias Lahl sel., der sich die Ungerechtigkeit in der Berufspolitik leider viel zu sehr zu Herzen nahm, in Ehren weiterführen. 

Ich grüße Sie

Ihr 

Roland Kruse-Kraft
Wirtschaftsprüfer Berlin

 

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Bildnachweis: IR Stone/Shutterstock

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