Die Bestellung der KPMG zum Abschlussprüfer bei der Adler Group führte zu einer Diskussion darüber, ob der Prüfer einen gerichtlich erteilten Prüfungsauftrag ablehnen kann. Auch wir haben unseren Standpunkt zum Ja oder Nein des Kontrahierungszwangs kundgetan. Während das IDW und die WPK die Entscheidungsfreiheit von KPMG unterstützten, sahen wir dies anders. Der IDW-Chef Prof. Naumann wollte wohl mit seiner Forderung in der FAZ im Januar neue Regeln einführen. Für ihn hängt die Auftragsannahme auch vom Grundvertrauen des Prüfers zum Unternehmen und der Vermeidung von Prüfungshemmnissen ab.

Die APAS sanktionierte EY und einige WPs aufgrund von Pflichtverletzungen in den Abschlüssen 2016-2018. EY bekam eine Geldbuße von 500 TEUR und fünf WPs wurden mit Beträgen zwischen 23 und 300 TEUR belegt. EY wurde zusätzlich für 2 Jahre von PIE-Prüfungen ausgeschlossen.
Die ZEIT berichtete am 15.12.23, dass aus dem Wollen ein Vollzug geworden ist. EY wurde der Bescheid mit den verhängten Strafen übermittelt. Wir gehen davon aus, dass die fünf WPs auch die Bescheide erhalten haben. Weitere Informationen liegen uns derzeit nicht vor. Ob das Verfahren nochmals öffentlich wird, hängt davon ab, ob gegen die Bescheide Rechtsmittel eingelegt werden oder ob Stillschweigen darüber bewahrt wird. Ich persönlich gehe davon aus, dass letzteres eintreten wird.

Im Sommer 2023 fanden Neuwahl zur Vertreterversammlung des WPV statt. Bei der Wahl 2019 verhinderte das erforderliche Quorum die Kandidatur. Unser wp-net-Landesvorstand Nord und wp-net-Listenführer Roland Kruse-Kraft wurde mit seiner Liste und für sein herausragendes Engagement mit insgesamt fünf Sitzen in der Vertreterversammlung belohnt. Unter dem Titel “Ihre Altersversorgung verdient Ihre Stimme”, können Sie auf unserer Website sein Interview zum Wahlkampfauftakt noch einmal nachlesen.

Die Nachhaltigkeitsberichtsprüfung soll nach EU-Richtlinie den Wirtschaftsprüfern als Vorbehaltsaufgabe übertragen werden. Wir erkannten in dieser EU-Lösung jedoch einen Verstoß gegen Art. 14 GG und machten dies öffentlich. Manche werden sich vielleicht noch an die Einführung der Qualitätskontrolle 2000 erinnern. Auch diese war mit einem GG-Verstoß verknüpft. Ohne die Teilnahmebescheinigung an der QK gab es ein Berufsverbot, als Abschlussprüfer tätig zu sein.

Mit Unterstützung von Dr. Wittsiepe haben wir die äußerst fragwürdige zusätzliche WP-Vorbehaltsaufgabe kritisch und öffentlich hinterfragt. Unser Ergebnis: Die Vorbehaltsaufgabe führt direkt zum Ausschluss als Abschlussprüfer und ist damit ein Verstoß gegen Art. 14 GG. Das Schreiben mit unseren Vorstellungen zum Nachhaltigkeitstestat erreichte die Ministerien von Habek, Dr. Buschmann und Lindner.

Eine Einladung der Grünenfraktion nutzte Dr. Wittsiepe, den Parlamentariern unsere Sicht zu präsentieren. Die Übereinstimmungen in den Stellungnahmen des TÜV SÜD mit wp-net führte zur ersten Kontaktaufnahme. Heute sind wir Kooperationspartner! Wir möchten, dass TÜV SÜD mit seiner jahrzehntelanger Erfahrung in die Umsetzung der Nachhaltigkeitsberichterstellung und -prüfung einbezogen wird.

Wir unterstützen die Ergänzung der Jahresabschlussprüfung um Dienstleister für Bestätigungsleistungen bei der Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte, da es eine bessere, weil auch flexiblere Lösung darstellt.

Es gibt keine geborenen Nachhaltigkeitsprüfer; wir alle mussten zum Prüfer ausgebildet werden und ein schweres Examen bestehen.

In der Juni-Beiratssitzung stellte Prof. Poll, Vorsitzender der KfQK, die Änderungen der Berufssatzung (auf Basis ISQM 1+2 und ISA220 rev.) und den Wunsch der KfQK nach Verschärfung der Satzung für QK vor. Die Verschärfungen wurden nicht als solche wahrgenommen. Erst danach wurde klar, dass auch die mittelständischen Wirtschaftsprüfer bis zum 15.12.2023 ihre “Qualitätsmanagementsysteme” gemäß ISQM 1 oder IDW QMS 1 neu einrichten müssen. War das Ziel, die Berufssatzung an ISQM anzupassen, damit Big4&Friends international wettbewerbsfähig bleiben? Die beiden Satzungsänderungen bekamen in der Dezember-Beiratssitzung nicht die erforderliche 2/3-Mehrheit.

Nach über 20 Jahren prägender Tätigkeit für den WP-Berufsstand verlässt Prof. Naumann seine Position beim IDW. Sein Engagement für die Modernisierung des WP-Berufsbildes, seine Bemühungen zur Abschaffung der Kapitalbindung für WP-Gesellschaften, die Bereicherung des WP-Berufsbildes durch den Syndikus-WP oder die „Skalierungsleere“ in den IDW-Prüfungsstandards werden mir in Erinnerung bleiben.

Mein aufrichtiger Dank gilt unseren Vorstandsmitgliedern, die unsere 10 Wahlziele unterstützt haben, sowie unseren Beiratsmitgliedern, die mit ihrem Einsatz – zuletzt in der Dezembersitzung – die Verschärfungen bei zwei Satzungen verhindert haben. Auch wenn unser Beiratssprecher Holger Friebel nach einer einheitlichen Haltung bei der Abstimmung strebte, gab es in der Dezembersitzung doch wieder Abweichler. Dennoch hatten wir das Glück auf unserer Seite. Die IDW&Big4-Listen erreichten nicht die erforderliche 2/3-Mehrheit für die Satzungsänderungen.

Ein besonderer Dank zum Jahresende gilt unseren Referenten für unsere Fortbildungsseminare 2023 (Michael Böllner, Achim Dörner zusammen mit Max Amrein, Jörg Rompf, Dr. Thomas Weckerle und Dr. Richard Wittsiepe). Zu unseren Referenten rechne ich auch unser Vorstandsmitglied Mark Schüttler, der unser prüferisches Fachwissen mit PR1MUS Seminare vier Mal im Jahr updatet.
Mein Dank geht an alle Mitglieder, die neue wp-net-Mitgliedschaften geworben haben. Werben Sie bitte weiter, denn wir können noch Vieles erreichen! Dies geht jedoch nur solidarisch, also gemeinsam.