IDW-Interesse am Mittelstand – Geschichte wiederholt sich doch!
IDW-Interesse am Mittelstand - Geschichte wiederholt sich doch!
Kategorie: Beiratswahlen
Datum: 17.05.2022

1. IDW-Initiative EPS-KMU – Ein mit fremden Federn geschmücktes Projekt 

Die neuerliche IDW-Initiative Skalierung bzw. Verhältnismäßigkeit der Prüfungsstandards in der Abschlussprüfung hat bekanntlich nicht das IDW erfunden. Die Initiativen dazu kommen schon eher aus dem Mittelstand und den Einzelpraxen. Auch die ISA-Autoren haben viel zur Skalierung beigetragen. 

wp.net präferiert, wie in fast alle EU-Mitgliedsstaaten Realität, die ISA Original-Standards mit Fachgutachten zur Anpassung an nationale Besonderheiten. Diesen Weg ist das IDW 2017 bewusst nicht gegangen. Wir vermuten wegen ihres Millionengeschäfts mit ihren IDW PS, ab 2017 ISA-DE. 

Für diesen IDW-Egoismus sollte man die IDW-Liste Dörschell nicht auch noch mit Stimmen bei den Beiratswahlen belohnen. 

2. IDW-EPS-KMU haben das Potenzial für einen großen Flop

Nachfolgend (nicht nur) unsere Kritikpunkte an den IDW-EPS-KMUs:

  • Das IDW steht mit den vielen KMU-EPS in Konkurrenz zum IAASB. Dieses hat (man spricht davon auf Druck des IDW) einen LCE-Entwurf zur KMU-Prüfung vorgelegt. Eine Abstimmung mit dem IAASB ist trotzdem nicht erfolgt, was für uns keine sachgerechte Lösung ist.
  • Der ISA-LCE und der IDW-EPS-KMU unterscheiden sich, z.B. kennt der IAASB keine größenabhängigen Erleichterungen. Ob der IDW-EPS-KMU eine gleichwertige Prüfung ermöglicht, wird von Fachleuten bezweifelt.
  • Der IDW EPS-KMU übergeht zur Frage der Dokumentation die WP/vBP-Berufssatzung und lässt die Doku-Erleichterungen in § 51 Abs. 2 BS links liegen. 
  • Letztendlich bringt der IDW EPS-KMU nichts Neues. In den EPS-KMU werden nur die Verlautbarungen der „Mutter-PS“ wiederholt. Eine Vereinfachung erkennen wir darin nicht. Statt einem QS-Handbuch braucht die kleine Praxis dann wohl derer zwei.
  • Ändert sich im Verlauf der Prüfung die Beurteilung des KMU-Unternehmens von wenig komplex zu komplex, beginnt die Prüfung und Dokumentation von vorne. 
  • Der Prüfer hat keine Sicherheit, dass der Prüfer für Qualitätskontrolle die Beurteilung des Abschlussprüfers teilt und damit auch die EPS-KMU-Anwendung akzeptiert.
  • Die Offenlegung der Verwendung des KMU-EPS führt zur Zweiklassen-Prüfung mit Folgen für das Honorar. Der Honorardruck wird steigen, denn das geprüfte Unternehmen wird wegen des unterstellten geringeren Prüfungsaufwands einen “Honorarnachlass” einfordern. 
  • Die IDW-EPS-KMUs kennen – anders als bei den ISA-DE und IDW PS keine Eigenverantwortlichkeit des Abschlussprüfers.
  • In allen EPS-KMUs werden lediglich die Aussagen aus den anderen IDW-Verlautbarungen wiederholt, so als wären diese den KMU-Prüfern nicht bekannt. U.a. finden sich in EPS 5 Tz. 1 einige Verweise auf vorangegangene EPS KMU, die aber allesamt keine KMU-spezifische Relevanz haben.
  • Mit den EPS-KMUs ist für uns kein Mehrwert für den Prüfungsablauf erkennbar.
  • Den EPS-KMUs fehlen die Skalierungsmöglichkeiten. Die Skalierung ist demnach offensichtlich nicht gewollt. 
  • Selbst bei einer möglichen sachgerechten Skalierung der Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung würde im Bestätigungsvermerk oder im Prüfungsbericht kein Hinweis auf die Skalierung erforderlich sein. In diesem Fall wären die (allgemeinen) GoA sachgerecht angewendet worden. Beim EPS-KMU ist der Hinweis auf EPS-KMU verpflichtend.

Fazit: Die Akzeptanz der EPS-KMU im Berufsstand muss bezweifelt werden. Denn die bisher veröffentlichten IDW EPS-KMU enthalten allesamt keine Hinweise auf KMU-Spezifika oder gar auf Skalierungen. 

3. Unsere Erkenntnis lautet deswegen: Immer wenn es eng wird, entdeckt das IDW den WP-Mittelstand und die Einzelpraxen

Deswegen verlangt diese IDW-Initiative die Aktivierung der kritischen Grundhaltung. 

Den ISA Start 2017 nutzte bekanntlich das IDW nicht dazu, um die vielen Skalierungsmöglichkeiten der ISAs in die dt. Prüfungsstandards zu übernehmen. Das IDW brachte stattdessen die ISA-DE ohne Skalierung, obwohl die ISAs viele Anwendungshinweise zur Skalierung bereithalten.

Nun stehen die Beiratswahlen 2022 an. Anscheinend beeindruckt vom Kampf des wp-net um die absolute Mehrheit in der WPK entdeckt das IDW – oh Wunder – wieder die KMU-Wirtschaftsprüfer und die WP-Einzelpraxen. 

Die Wählerinnen und Wähler müssen die wp-net-Liste (WP Gschrei und vBP Eschbach) wählen.

Ansonsten besteht die ganz große Gefahr, dass es das neue PS-KMU-Projekt nur bis zu den Wahlen schafft und dann wieder aufgegeben wird. So wie ich es in Alt-Fällen (2003 oder 2012) auch schon erlebt habe. Sollte wp.net die absolute Mehrheit bei den Beiratswahlen 2022 verfehlen, dann hätte dieses IDW Projekt offensichtlich ihr Ziel erreicht.

Die Lösungen zur Verhältnismäßigkeit in der Abschlussprüfung und Qualitätskontrolle bleiben wp-net-Kinder. Deswegen wollen wir auch die WPK mit in die Facharbeit einbinden, um die Prüfungsskalierung allen Abschlussprüfern kostengünstig zu ermöglichen. Gleichzeitig soll dem privaten Standardsetter IDW die Grenzen aufgezeigt werden! Die WPK ist für alle da, das IDW nur für die Beitragszahler.

Die Geschichte des IDW ist ein weiterer Beweis für die Lebenserfahrung: Man sollte weder von einem einzigen Kunden, noch von einem einzigen (PS-)Lieferanten oder Standardsetter abhängig sein.

Wir grüßen Sie alle herzlich und wünschen Ihnen noch eine schöne Woche.

Ihr Michael Gschrei und 
das gesamte Team von wp.net 

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Bild GrAl/Shutterstock.com

Michael Gschrei
Author: Michael Gschrei

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