wp.weekly: Visionen und die Nachhaltigkeit
Vision und die Nachhaltigkeit
Kategorie: Aktuelles
Datum: 20.10.2023

Heute möchten wir Sie über die spezielle Sicht von PR1MUS Mark Schüttler auf Entwicklungen im Nachhaltigkeitssegment  hinweisen.

Nachhaltigkeit und Visionen haben wichtige Gemeinsamkeiten. Die Vision für eine nachhaltige Zukunft kann eine treibende Kraft in den Bemühungen um Nachhaltigkeit sein.

Bei Politikern hört man nicht selten, wie wichtig es ihnen ist, eine klare Vision zu haben, um mehr als nur Verwalter zu sein. Einigen Bundeskanzlern werden klare Visionen zugeschrieben, die nachhaltig die politische Landschaft geprägt haben. Auch Arnold Schwarzenegger betont in seinem aktuellen Buch „Be useful – Sieben einfache Regeln für ein besseres Leben“ das Wichtigste: Eine klare Vision!

Der frühere Bundestagsabgeordnete und wp-net-Unterstützer Dr. Axel Berg nannte im Interview 2009 im wp.net-Magazin auf S. 33 das Sonnenministerium als seine Vision eines Ministeriums, das er gerne leiten würde. Dr. Bergs Vision erfüllte sich erst nach der letzten BT-Wahl 2021 – wenn auch nur als Staatssekretärsstelle – so doch in einer Abt. für Klimaschutz, Wärme, Wasserstoff, Effizienz und Strom. Wir wissen heute auch, dass Sonnenstrom den Stromhunger eines Staates sowieso gar nicht allein decken kann.

Dieser Rückblick zeigt, wie politische Führungspersönlichkeiten Visionen für eine nachhaltigere Zukunft entwickeln können, die Ihnen bei Amtsantritt noch völlig fremd waren. Lassen wir diese Nachhaltigkeitsgeschichte von PR1MUS Mark Schüttler zu Ende führen.

 

wp.weekly

 


 

Vor uns die Nachhaltigkeit: über CSRD & Co.

von WP StB Mark Schüttler
Mitglied bei wp-net e.V.

Politiker müssen eine Vision haben, wollen sie nicht nur Verwalter sein, z.B.:

  • Konrad Adenauers Vision war die Westbindung, enge Partnerschaft mit den westlichen Alliierten war die Folge.
  • Willy Brandt verfolgte die Vision der Ostannäherung und die Annäherung zwischen West- und Ostdeutschland, was zur Entspannungspolitik und der Anerkennung der DDR führte.
  • Helmut Kohl hatte die Vision der Wiedervereinigung Deutschlands.
  • Gerhard Schröder setzte auf die Vision von der Agenda 2010, um wirtschaftliche Reformen anzustoßen.
  • EU-Chefin Ursula von der Leyen nutzt gerade ihre zweite Chance. Während ihrer Amtszeit als Bundesverteidigungsministerin fehlte es oft an einer klaren Vision. Nun strebt sie an, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Dazu stellte Sie im Dezember 2019 den European Green Deal vor, der diesen ehrgeizigen Umweltplan vorantreiben soll.

Die EU allein kann den Klimawandel nicht aufhalten. Deshalb soll die EU weltweiter Vorreiter sein. 

Schwierig, wenn man sich nicht einmal darüber einig ist, dass der Schutz unserer Welt ein gigantischer Kraftakt ist. Donald Trump etwa spottet angesichts des Klimawandels: „Wir werden ein bisschen mehr Grundstücke am Strand haben, was nicht das Schlechteste auf der Welt ist“ (SZ, 10.6.2022). 

Zum EU-Green Deal gehört die Nachhaltigkeitserklärung im Lagebericht

„Tu Gutes und sprich darüber!“

Ab Geschäftsjahr 2025 sind auch große Gesellschaften (z.B. GmbH, GmbH & Co. KG) betroffen. Man muss dazu nicht kapitalmarkorientiert sein. 

4 Dinge ändern sich dann:

  • Mehr Unternehmen müssen berichten.
  • Es muss sehr viel mehr berichtet werden.
  • Die Nachhaltigkeitserklärung wird genau normiert.
  • Die Nachhaltigkeitserklärung wird prüfungspflichtig.


CSRD, CSDDD, ESRS, EU Tax-VO, ESEF, LkSG … 

Nachhaltigkeit ist das Thema im Mittelstand – und deswegen: Schwerpunkt bei PR1MUS in Q4-23.

Hier die Tagesordnung des Aktuellen Prüfungswesens Q4-23

Von der Leyen ist entzückt – ob wir vor ihrer Strahlkraft gar erblinden? 

Unternehmen und Prüfer sind frustriert

Die müssen nämlich tausende von Seiten Gesetze verstehn. Und werden dafür durchs Fegefeuer gehn

Dazu braucht es massive personelle, zeitliche und finanzielle Kapazitäten. Schnell ist im Jahr ein sechsstelliger Betrag dafür futsch.

Ein neues Rechnungswesen muss her: Investitionen müssen grünen und nicht-grünen Wirtschaftstätigkeiten zugeordnet werden. Das ruft auch nach einer neuen Anlagenbuchhaltung. Umsatzerlöse und Betriebsausgaben müssen ebenso verteilt werden. Auch das Anlagevermögen muss nach § 6a EnWG auf bis zu 7 Tätigkeitsbereiche aufgeteilt werden. Das braucht einen neuen Kontenrahmen

Wer soll das alles machen? 

Selbst die Verwaltung hat kapituliert, zwei Beispiele: 

  • Die technischen Bewertungskriterien für alle sechs EU-Umweltziele mussten von Gesetzes wegen schon bis Ende 2021 vorliegen. Erst im Juni 2023 war Brüssel soweit. 
  • Als EU-Verordnung sind die Berichterstattungsstandards (ESRS) Gesetz. Die amtliche Übersetzung auf Deutsch “ging in die Hose”. Brüssel war überfordert. Und auch Berlin war überfordert. Das Bundesjustizministerium sah sich nicht in der Lage, die Übersetzungsfehler zu finden. Kurzerhand bat man das DRSC um Hilfe

Wie soll der WP sich an Gesetze halten, die verspätet kommen,falsch oder schlecht übersetzt werden? Deshalb die Anschlussfrage: Was ist autonomer Bürokratieabbau? 

Autonomer Bürokratieabbau ist, wenn Verwaltung, Unternehmen und Prüfer in den Selbstverteidigungsmodus übergehen. Darunter versteht der Bürger:

Gesetze werden nicht beachtet, weil man keine Zeit hat, sie zu beachten (vgl. Cicero, 10-23, 85).

So wird es wohl kommen. Der Start in die Nachhaltigkeitserklärung wird holprig.

Alle werden pragmatische Wege gehen (müssen). 

Während sich von der Leyen verrennt 
und sich dabei die Flügel verbrennt …
… ist ausgerechnet Bundeswirtschaftsminister Habeck schon einen Schritt weiter:

Er will das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) aussetzen. Das gilt erst seit diesem Jahr. Daneben entwickelt Brüssel eine EU-Richtlinie mit anderem Anwendungsbereich und anderen Berichtspflichten (CSDDD). Solch unnötige Umstellungen könnten den Unternehmen nicht zugemutet werden, so Habeck. „Pragmatismus steht hier an erster Stelle“ (FAZ, 16.9.23). Sag ich ja! 

Die Größenklassen bei der Prüfungspflicht werden angepasst. 

Immerhin plant die EU die Erhöhung der Schwellenwerte für Umsatzerlöse und Bilanzsumme um 25 %. Die neuen Werte sollen für Geschäftsjahre ab 2024 gelten. Dann fallen weitere Abschlussprüfer aus der Qualitätskontrolle und weniger Unternehmen unter die Nachhaltigkeitserklärung. 

Die EU-Münze hat also zwei Seiten. Eine gute und eine schlechte…

Ich wünsche uns klare Visionen für die Zukunft!

Ihr

Mark Schüttler


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Bildnachweis: d.ee_angelo/Shutterstock

Mark Schüttler
Author: Mark Schüttler

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